Glockenturm Schlossberg Graz

Glockenturm Graz mit der „Liesl“

5/5 - (3 votes)

Der Glockenturm mit der Liesl am Grazer Schlossberg

Inmitten der Stadt Graz befindet sich auf dem Schlossberg der berühmte Grazer Uhrturm. Dass sich auf dem Schlossberg auch noch ein zweiter Turm befindet, der Glockenturm Graz, wissen viele jedoch nicht. Der Glockenturm Graz beherbergt unter seinem Dach die mächtige Glocke „Liesl“, deren Name auch auf dem Glockenturm abgefärbt hat. Ebenso wie der Uhrturm war der Glockenturm früher auch Teil der Befestigungsanlage auf dem Schlossberg.

Der Glockenturm mit der Liesl
Der Glockenturm mit der Liesl

Woher kommt der Name „Liesl“?

Viele glauben, dass der gesamte Turm „Liesl“ heißt, doch dieser Name gehört eigentlich nur der Glocke, die im obersten Stockwerk hängt. Sie wurde 1587 von dem Glockengießer Martin „Mert“ Hilger in Graz gegossen und hat einen Durchmesser von 197 cm sowie ein Gewicht von beeindruckenden 4.632 Kilogramm. Die „Liesl“ war Hilgers letzte Glocke, die er in Graz goss. Die Herkunft des Namens ist nicht eindeutig geklärt, doch leitet er sich von „Elisabeth“ ab, einem damals häufigen Namen. Die „Liesl“ ist die drittgrößte Glocke der Steiermark, nur übertroffen von der „Großen“ in Mariazell und der Glocke von Schloss Seggau.

Der Glockenturm Graz bei Nacht
Der Glockenturm Graz bei Nacht

Die Glocke „Liesl“ im Grazer Glockenturm

Der Legende nach soll die „Liesl“ aus 101 Kanonenkugeln gegossen worden sein, was historisch jedoch nicht belegt ist, da die „Liesl“ wie die meisten Glocken aus Bronze bestehen. Die Kanonenkugeln der Türken hingegen waren aus Eisen gefertigt. Nichtsdestotrotz erklingt sie heute täglich um 7, 12 und 19 Uhr mit genau 101 Schlägen.

Auftraggeber der Glocke war Karl von Gottes Gnaden Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Burgund, Steier, Kärnten, Krain etc. Graf zu Tirol und Görz etc., welcher die Glocke im Jahr 1587 in Auftrag gab. Dies hat er auch auf der Glocke verewigen lassen.

Die „Liesl“ hatte in ihrer Geschichte eine wichtige Funktion als Alarmglocke. Ob bei Bränden, Angriffen oder feierlichen Anlässen – ihr Klang war stets ein markantes Zeichen für die Stadt. Eine lateinische Inschrift auf der Glocke besagt: „Glocke werde ich genannt, nie gebe ich mich mit Nichtigem ab, ich künde Freudenfeste und Leichengesänge an. Bei einem nahenden Gewittersturm vernimmt man meine Macht. Andere ruf ich in Gottes Haus, ich aber bleib an der Stelle.“

Neben den beiden Schriftzügen befindet sich auch das Wappen Erzherzog Karls II. mit Erzherzogshut, Ordenskette des Goldenen Vlieses und Wappenschild der inner-österreichischen Herrschaftsgebiete auf der Glocke. Außerdem ist auch ein Bildnis von Erzherzog Karl II. und Maria Anna von Bayern betend vor einem Kruzifix auf der „Liesl“ zu finden.

Wichtig für deinen Besuch beim Uhrturm Graz:
Um deinen Ausflug zum Grazer Uhrturm zu einem echten Erlebnis zu machen, informiere dich gleich noch über wichtige Fragen wie Preise und Öffnungszeiten. Außerdem erfährst du wo du am besten parkst und wie du deine Anfahrt am besten gestaltest. Hier alle wichtigen Informationen:
–>Eintritt & Preise Uhrturm Graz
–>die Grazer Uhrturm Öffnungszeiten
–>wo parken am Uhrturm?
–>der Schlossberg Graz – alles Wissenswerte und Sehenswürdigkeiten
–>so ist es mit der Anreise zum Uhrturm Graz
–>die schönsten Sehenswürdigkeiten in Graz und die Altstadt
–> Was ist der beste Weg zum Uhrturm?

Lage des Glockenturm Graz

Der Glockenturm befindet sich mitten auf dem Grazer Schlossberg, wenige Schritte entfernt von der Bergstation der Schlossbergbahn. Damit steht der Glockenturm schon eher am oberen Teil des Schlossbergs, etwas unterhalb des höchsten Punktes. Auch die Schlossberg Kasematten sind nur wenige Meter vom Glockenturm entfernt. Ein breiter Weg führt auf dem Schlossberg Vom Hackher-Löwen, beziehungsweise vom Schlossbergmuseum direkt bis an den Fuß des Grazer Glockenturms. Nur wenige Minuten zu Fuß entfernt steht auch der berühmtere Uhrturm Graz. Hier siehst du die Lage auf der Karte:

Architektur und Bau des Glockenturm Graz

Der 34 Meter hohe Glockenturm wurde im Stil der Alpenländischen Renaissance errichtet und weist einen achteckigen Grundriss auf. Die für die Alpenländische Renaissance charakteristischen Doppelfenster des obersten Geschosses in dem die Glocke hängt, wurden nach dem Vorbild des italienischen Baumeisters Antonio dell’Allio gestaltet.

Am Schlossberg Graz steht der Glockenturm
Am Schlossberg Graz steht der Glockenturm

Der Keller des Glockenturms, der früher als Verlies diente wird heute als „Bassgeige“ bezeichnet. Der Name ist auf die Form des Grundrisses zurückzuführen, der an eine Bassgeige erinnert. Außen an der Wand im zweiten Stock des Glockenturms ist aus Stein das steirische Wappen mit dem Panther angebracht. Unter dem Wappen hängt eine steineren Gedenktafel, die an den Freikaufs des Glockenturms von den Franzosen 1809 unter dem Verbande Wilhelm Klein geschah. Außerdem ist von außen in die Mauer am Fußboden des dritten Stockwerks, das Jahr der Erbauung 1588 eingeritzt.

Die „Liesl“ wurde bereits gegossen, bevor der Glockenturm gebaut wurde. Deshalb musste der Abstand der Turmpfeiler groß genug geplant werden, um die Glocke darin unterbrigen zu können. Um die schwere Glocke bis ganz nach oben in den Glockenturm Graz zu bringen, wurde immer ein Stockwerk über der Glocke gebaut. Anschließend wurde die „Liesl“ dann in das neue Stockwerk emporgehoben. Erst dann wurde mit dem Bau des nächsten Stockwerks begonnen. So wanderte die Glocke Stockwerk für Stockwerk bis ganz nach oben in den Glockenturm Graz.

Heute trohnt der Glockenturm mit der Liesl stolz über der Grazer Altstadt. Früher wie heute ist der Turm den Grazern eine wichtige Sehenswürdigkeit in Graz. Schau hier, wenn du dich noch für weitere einzigartige Sehenswürdigkeiten in Graz interessierst.

Der Glockenturm Graz und der Uhrturm Graz

Obwohl der Glockenturm oft im Schatten des Uhrturms steht, sind beide Bauwerke untrennbar mit der Geschichte von Graz verbunden. Beide überstanden die napoleonischen Zerstörungen nur durch das beherzte Engagement der Grazer Bürger, die sie freikauften. Während der Uhrturm vor allem als optisches Wahrzeichen gilt, ist der Glockenturm mit seiner „Liesl“ das akustische Herz des Schlossbergs.

Der Grazer Uhrturm wird oft mit dem Glockenturm Graz verwechselt
Der Grazer Uhrturm wird oft mit dem Glockenturm Graz verwechselt

Zuweilen werden die beiden Türme auch fälschlicherweise miteinander verwechselt. Dies ist den ähnlichen Namen und der örtlichen Nähe geschuldet. Jedoch sind die Türme architektonisch jeweils völlig anders gestaltet und aufgebaut. Von der Stadt aus ist meist nur der am südlichen Ende des Schlossbergs stehende Grazer Uhrturm zu sehen. Der Glockenturm Graz steht in der Mitte des Schlossbergs und ist auch zum Teil durch Bäume verdeckt.

Weihnachtsmarkt am Glockenturm Graz

In der Adventszeit verwandelt sich der Schlossberg jedes Jahr in eine stimmungsvolle Weihnachtslandschaft. Der Weihnachtsmarkt am Glockenturm lockt mit seinem besonderen Ambiente hoch über den Dächern von Graz. In den Schlossbergkasematten, rund um den Glockenturm und auf der Art-Sat-Wiese oberhalb des Uhrturms laden zahlreiche Stände zum Bummeln ein. Besucher können sich auf duftenden Punsch, Glühwein und regionale Spezialitäten freuen sowie traditionell steirisches Handwerk entdecken. Im Glockenturm selbst wird auch eine Keksbackstube und eine Bastelstube eingerichtet, wo sich Groß und Klein austoben können. Dabei hast du auch eine der seltenen Gelegenheiten, den Glockenturm von innen zu besichtigen. Mit seiner einzigartigen Atmosphäre zählt der Weihnachtsmarkt auf dem Schlossberg zu einem der schönsten Weihnachtsmärkte in Graz und ist ein absolutes Muss für alle, die in Graz die Weihnachtsstimmung genießen möchten.

Der Weihnachtsmarkt auf dem Schlossberg
Der Weihnachtsmarkt auf dem Schlossberg

Die Geschichte des Glockenturms

Der Glockenturm wurde 1588 unter Erzherzog Karl II. als Kampanile für die Thomaskapelle errichtet, die sich damals direkt daneben befand. Diese romanische Rundkirche aus dem 12. Jahrhundert wurde 1810 größtenteils abgetragen, da sie nach den napoleonischen Kriegen zunehmend verfiel. Der Turm selbst überstand die turbulenten Zeiten, obwohl ihm 1809 ein ähnliches Schicksal wie der übrigen Festungsanlage drohte.

Nach dem Sieg Napoleons über Österreich wurde im Wiener Friedensvertrag die Schleifung der Festung auf dem Schlossberg, inklusive des Uhrturm und des Glockenturms, vereinbart. Dass der Turm heute noch steht, verdankt er dem beherzten Einsatz der Grazer Bürger, die „ihren Glockenturm“ 1809 freikauften. Dies geschah unter dem Verbande Wilhelm Klein, welcher den Glockenturm für 2.978 Gulden und 41 Kreuzer von den Franzosen freikaufte. Heute erinnert noch eine Gedenktafel daran, die außen am Turm befestigt ist. Zum Zeitpunkt des Kaufs verdiente ein Knecht auf einem Bauernhof etwa einen Gulden pro Woche, was die enorme finanzielle Leistung der Grazer eindrucksvoll verdeutlicht.

Daten und Fakten

Der Glockenturm in Graz wurde 1588 unter Erzherzog Karl II. erbaut und erhebt sich majestätisch mit einer Höhe von 34 Metern. Der achteckige Turm, der im Stil der Alpenländischen Renaissance gehalten ist, hat einen Durchmesser von etwa 12 Metern und beeindruckt durch seine klare, markante Form. Ganz oben im Turm hängt die legendäre Glocke „Liesl“, die 1587 von dem Grazer Glockengießer Martin Hilger gegossen wurde. Mit ihren 4.633 Kilogramm und einem Durchmesser von 197 cm ist sie die drittgrößte Glocke der Steiermark.

Historische Bedeutung und Nutzung des Glockenturms

Während das Baus des Glockenturmes 1588 war die Gegenreformation in Graz unter Erzherzog Karl II. in vollem Gange. Der Grazer Glockenturm wird deshalb auch als klares Zeichen der Gegenbewegung gegenüber der zu dieser Zeit protestantischen Landstände verstanden. Zu Beginn der Reformation wurden diese noch toleriert, dann jedoch nach und nach zum katholischen Glauben gedrängt, bis schließlich 1600 Ferdinand II. die gesamte Bevölkerung zwang, sich zum Katholismus zu bekennen. Andernfalls musste man das Land verlassen.

Die vier Stockwerke unterhalb des obersten Stockwerks, das die Glocke beherberht, dienten zeitweise als Gefängnis für hochrangige Gefangene. Auch eine Küche war damals im Glockenturm untergebracht. Unter anderem war hier Hans Erasmus Graf von Tattenbach inhaftiert, bevor er 1671 hingerichtet wurde. Auch Bischof Graf Nádasdy saß hier ein, der vierzig Jahre im Glockenturm Graz gefangen gehalten wurde.

Im Keller des Glockenturms, der sogennanten „Bassgeige“, diente früher als Gefängnis für Schwerverbrecher. Davon zeugt auch noch das „Angstloch“, eine kleine, runde Öffnung in der Kellerdecke. Zu späteren Zeiten diente der Keller noch als Lagerraum für Kraut.

Zudem war im Glockenturm 1921 das Schlossbergmuseum untergebracht, welches die Geschichte des Schlossbergs erzählt. Später wurde das Schlossbergmuseum um 1960 abermals im Turm untergebracht. Heute befindet sich dieses in der alten Kanonenbastei.

Daten und Fakten zum Glockenturm Graz

MerkmalInformation
Baujahr1588 unter Erzherzog Karl II.
Höhe34 Meter
Duechmesserca. 12 Meter
BaustilAlpenländische Renaissance, achteckiger Grundriss
Glocke„Liesl“, gegossen 1587 von Martin Hilger
Gewicht der Glocke4.632 kg
Durchmesser der Glocke197 cm