Der Glockenturm sollte, wie die ganze Festung, 1809 von den Franzosen geschliffen werden. Das konnte jedoch von den Grazer Händlern und Gewerbetreibenden zu einem Preis von 2.978 Gulden und 41 Kreuzern, den man den französischen Soldaten zahlen musste, verhindert werden. Nach heutiger Kaufkraft und unter Berücksichtigung der damaligen sozialen Verhältnisse entspricht das etwa 40- bis 70.000 €. Ein Oberknecht auf einem Bauernhof verdiente damals bei freier Kost und Logis einen Gulden pro Woche. Keller „Bassgeige“
Der Glockenturm auf dem Grazer Schlossberg, auch als „Liesl“ bekannt, ist ein markantes Bauwerk und steht nur wenige Schritte vom Uhrturm entfernt. Errichtet im Jahr 1588, ist der Glockenturm mit seiner mächtigen Glocke von über vier Tonnen Gewicht ein weiterer Zeuge der bewegten Geschichte von Graz. Die Glocke, die offiziell „Liesl“ genannt wird, ist die größte und klangvollste in der gesamten Steiermark und wurde im 17. Jahrhundert während der türkischen Belagerung gegossen. Früher diente der Glockenturm als Alarmanlage für die Stadt und wurde bei Bränden, Angriffen und besonderen Anlässen geläutet. Heute erklingt „Liesl“ regelmäßig und symbolisiert die Verbundenheit der Grazer mit ihrer Geschichte. Der Glockenturm selbst beeindruckt durch seine schlichte und zugleich robuste Bauweise und ist, ebenso wie der Uhrturm, ein beliebter Aussichtspunkt. Besucher, die den Turm besteigen, werden mit einem herrlichen Blick auf die Altstadt und die umliegenden Regionen belohnt, und das Läuten der Liesl schafft eine eindrucksvolle, fast mystische Atmosphäre auf dem Schlossberg.
Südwestansicht des Glockenturmes auf dem Schlossberg in der steirischen Landeshauptstadt Graz.
Der 34 Meter hohe achteckige Glockenturm ist im Auftrag von Erzherzog Karl II. 1588 errichtet worden. Unter dem Glockenturm befindet sich ein Verlies, das unter dem Namen „Bassgeige“ bekannt ist. Laut Wiener Friedensvertrag mit Napoleon wurde vereinbart, dass die Befestigungsanlagen auf dem Schlossberg zerstört werden. Der Uhrturm und der Glockenturm wurde von der Grazer Bürgerschaft für rd. 2.900 Gulden freigekauft, sodass sie erhalten blieben. Im Glockenturm ist nach der „Großen“ in Mariazell mit 5.700 kg und der Glocke von Schloss Seggau bei Leibnitz mit 5.300 kg die drittgrößte Glocke der Steiermark mit rd. 4.600 kg aufgehängt. Diese Glocke mit einem Durchmesser von 197 cm wurde 1587 in Graz von Martin „Mert“ Hilger (1538–1601) gegossen und wird als „Liesl“ (von Elisabeth) bezeichnet
Seit dem Jahr 1588 ragt der Glockenturm auf dem Grazer Schloßberg 34 Meter prachtvoll in die Höhe und wird von den Grazern gerne – aber fälschlich – „Liesl“ genannt. Denn dieser Name gilt ausschließlich der Glocke, die im obersten Stock des Turmes hängt – und nicht dem Gebäude. Der Turm wurde einst im Auftrag von Erzherzog Karl II. als achteckiger „Kampanile“ für die uralte Thomaskapelle erbaut, die bis 1810 neben dem Glockenturm stand und dem Apostel Thomas geweiht war. Dabei handelte es sich um einen romanischen Rundbau, der vermutlich im 12. Jahrhundert auf älteren Fundamenten errichtet worden war. 1809 hatten die französischen Truppen Napoleons bei der Sprengung der Festungsanlagen auf dem Schloßberg das Bauwerk verschont, weil sie dachten, es wäre ein römischer Tempel. Aber das wertvolle Kupferdach trugen sie dennoch ab und nahmen es mit. Durch starke Witterungseinflüsse verfiel die Kapelle in der Folge und wurde schließlich großteils abgetragen.
„Das Glockengeschoß weist die von dell‘Allio eingeführten charakteristischen Doppelfenster der alpenländischen Renaissance auf“, berichtet Schloßbergkenner Peter Laukhardt in seinem Buch „Der Grazer Schloßberg“ über den Turm. Die vier darunter liegenden Stockwerke dienten zeitweise als Gefängnis für vornehme Häftlinge und verfügten sogar über eine Küche. Unter den Gefangenen befanden sich auch bekannte Persönlichkeiten wie Hans Erasmus Graf von Tattenbach, der hier auf seine Enthauptung wartete, oder Bischof Graf Nádasdy, der hier vierzig Jahre gefangen gehalten wurde, und laut Legende nach seiner Entlassung 1796 nach wenigen Schritten tot zusammenbrach. Heute erinnert daran noch der verwitterte Bischofsstuhl aus Stein nahe der Kanonenbastei.
Der Keller des Glockenturmes aber diente lange Zeit als Gefängnis für Schwerverbrecher, später nur noch als Krautkeller und hatte eine runde Öffnung, das sogenannte „Angstloch“ in der Decke, das nun wieder freigelegt ist. Im Volksmund hieß dieses Verlies wegen seines Grundrisses „Bassgeige“. Der Grund dafür ist einfach, denn er hängt mit der Montage der großen und schweren Glocke zusammen, die schon vor dem Turmbau gegossen war. Daher musste sich der Bau an die Glockengröße anpassen und so entspricht der Abstand der Steinpfeiler exakt der lichten Weite der „Liesl“. Im Bau wurde die Glocke jeweils einen Stock höher gehoben, dann erst konnte weitergebaut werden. Diese drittgrößte historische Glocke der Steiermark (nach Mariazell und Schloss Seggau) wurde 1587 in Graz vom sächsischen Meistergießer Martin „Mert“ Hilger (1538-1601) gegossen, hat einen Durchmesser von 197 cm und wiegt 4633 Kilo.
Die Glocke wird heute noch täglich um 7, 12 und 19 Uhr mit 101 Schlägen geläutet, weil sie laut Legende aus 101 Kanonenkugeln der Türken gegossen worden sein soll, was aber nicht stimmen kann, da sie wie die meisten Glocken aus Bronze ist, Kanonenkugeln aber nicht. Innerhalb des inneren Paulustores befand sich seit 1527 eine Gießhütte, in der viele Glocken und Kanonen produziert wurden und in der auch Mert Hilger zehn Jahre lang 187 Geschütze und sieben Glocken goss, deren letzte die „Liesl“ war. In einer Reliefdarstellung heißt es auf ihr in lateinischer Sprache, hier in moderndes Deutsch übertragen: „Man nennt mich Glocke, niemals verkünde ich Unbedeutendes. Ich läute Feste ein und den Tod der sterblichen Menschen, wie den kommenden Sturm. Andere rufe ich zur Kirche, ich selbst bleibe aber immer hier.“ Aber als die Glocke endlich an der Turmspitze fixiert wurde, konnte sie nicht bewegt werden. Zwar passte der vom Leobener Bürger Sigmund Leuzendorfer für 46 Gulden gefertigte Klöppel, die Glocke selbst konnte aber kaum bewegt werden, berichtet Leopold Toifl in der Zeitschrift des historischen Vereins für Steiermark. Erst dem Zeugschmied Kaspar Reisich und dem Büchsenmeister Marx Wening gelang es in mühevoller Arbeit einen geeigneten Mechanismus zu entwickeln, der die Glocke zum Läuten brachte.